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Digitale Medien im Unterricht

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Digitale Medien im Unterricht

  
Über die letzten Jahrzehnte hinweg hat sich die Digitalisierung ihren Weg durch die Gesellschaft gebahnt. Auch aus dem Schulalltag sind Digitale Medien inzwischen kaum mehr wegzudenken. Neben Beamern und Smartboards gehören zunehmend auch Tablets und entsprechende Apps zur technischen Ausrüstung eines Klassenzimmers. Eine solche digitale Lernumgebung geht mit neuen Herausforderungen an Schülerinnen und Schüler wie auch an Lehrpersonen einher.
  
Die hier aufgeführten Inhalte sollen einen Teil dazu beitragen, diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern. In fächerübergreifender und fachspezifischer Aufteilung bieten wir Ihnen auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse vielfältige Anregungen zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Dabei können Sie u.a. auf Tipps zur Anwendung von Apps wie auch auf Reviews und Good Practice Videos zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht zurückgreifen.
 
Viel Spaß und Inspiration wünscht Ihnen
 
Ihr TüDiLB Team
    

Fachspezifische Lernmodule aus dem Projekt TPACK 4.0

Der Einsatz digitaler Technologien im Fachunterricht kann Lehrkräfte dabei unterstützen, Lernprozesse bei ihren Schüler/innen anzuregen und den Erwerb fachlicher Kompetenzen zu fördern. Damit dies erfolgreich gelingen kann, benötigen Lehrkräfte fachspezifische digitalisierungsbezogene Lehrkompetenzen, die sie befähigen, digitale Technologien sinnvoll in den Fachunterricht zu integrieren (KMK, 2016). Vor diesem Hintergrund wurden im Projekt „TPACK 4.0“ an der Eberhard Karls Universität Tübingen ein interdisziplinärer Ansatz zur Förderung von digitalisierungsbezogenen Lehrkompetenzen bei angehenden Lehrkräften konzipiert. Darauf aufbauend wurden sechs fachspezifische Lernmodule entwickelt und in der Lehrkräftebildung am Standort Tübingen umgesetzt. Alle Lernmodule wurden evaluiert und als OER-Materialien zur Verfügung gestellt.
Stichwörter: TPACK, Unterrichtsqualität, Unterrichtsplanung, Microteachings 
Eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Integration digitaler Technologien im Unterricht ist, dass (angehende) Lehrkräfte sowohl über fachübergreifendes als auch fachspezifisches medienbezogenes Wissen verfügen. Im bekannten TPACK - Modell von Mishra und Koehler (2006) wird dieses Wissen anhand von verschiedenen Wissensbereichen beschrieben. Neben pädagogischem, fachlichem und fachdidaktischem Wissen sollen Lehrkräfte demnach auch über (1) „Technologisches Wissen“ (TK), (2) „Technologisch-Pädagogisches Wissen“ (TPK), (3) „Technologiebezogenes Fachwissen (TCK)“ und (4) „Technologiebezogenes Fachdidaktisches Wissen (TPACK)“ verfügen. Technologisches Wissen bezieht sich dabei auf das grundlegende Verständnis der Funktionsweise von (Bildungs-)Technologien sowie deren stetigen Weiterentwicklungen. Beispiele hierfür sind das Verständnis über die Funktionalitäten eines Smartboards oder die Beherrschung von Tools und Softwareanwendungen zur Erstellung von Umfragen oder Tests. Um das Potential unterschiedlicher digitaler Technologien für den Einsatz im Unterricht erkennen und bewerten zu können, wird technologisch-pädagogisches Wissen benötigt. Dieser Wissensbereich schließt Wissen darüber ein, wie digitale Technologien zur Verbesserung der Unterrichtsqualität, das heißt zur kognitiven Aktivierung und konstruktiven Unterstützung von schülerseitigen Lernprozessen sowie zur effizienten Klassenführung, eingesetzt werden können (Kunter & Trautwein, 2013; Stürmer & Lachner, 2017). So ist bei der Gestaltung adaptiver Lernumgebungen beispielsweise zu berücksichtigen, dass regelmäßige formative Diagnosen der Lernstände der Schüler/innen durchgeführt werden, um Lernpfade oder instruktionale Unterstützungsmaßnahmen an das Vorwissen oder vorhandene Fehlvorstellungen der Schüler/innen anpassen zu können (Corno, 2008). Digitale Technologien wie Audience-Response-Systeme können hierfür eingesetzt werden, um beispielsweise das Vorwissen der Schüler/innen zu erheben sowie automatisiertes Feedback oder Rückmeldungen zur Bearbeitung von Aufgaben zu geben (Lachner, Hoogerheide, van Gog, & Renkl, 2022; Sibley, Fabian, Plicht, Wettke, Backfisch, Bohl, & Lachner, 2023; Zhu & Urhahne, 2018). Technologiebezogenes Fachwissen bezieht sich auf Wissen über fachspezifische Technologien und deren technologische (Weiter-)Entwicklung. Ein Beispiel hierfür ist die Kenntnis der Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten von GeoGebra im Mathematikunterricht oder der History App des WDR für den Geschichtsunterricht. Das technologiebezogene fachdidaktische Wissen schließlich wird als der alle Wissensbereiche übergreifende und damit als entscheidender Wissensbereich für einen effektiven Einsatz digitaler Technologien im Fachunterricht angesehen. Er beinhaltet nicht nur Wissen über den aktuellen Lernstand der Schüler/innen und mögliche fachliche Fehlkonzepte, sondern auch Wissen darüber, wie (fachspezifische) Technologien adäquat eingesetzt werden können, um das fachliche Lernen der Schüler/innen zu unterstützen.
Grundlage für den Erwerb digitalisierungsbezogener Lehrkompetenzen bei angehenden Lehrkräften und damit auch für die Entwicklung und Realisierung eines interdisziplinären Förderansatzes im Projekt „TPACK 4.0“ ist neben dem TPACK-Modell (Mishra & Koehler, 2006) das Rahmenmodell zur Förderung digitalisierungsbezogenen Professionswissens (siehe Abbildung 1) (Franke, Fabian, Preiß, & Lachner, 2020).  
Ausgehend von allgemeinen Prinzipien zum Erwerb von forschungsbasiertem Professionswissen bei (angehenden) Lehrkräften sowie einer evidenzorientieren Lehrpraxis (Bauer & Prenzel, 2012) und dem Prinzip der Approximation an die Praxis (Grossman, Hammerness & McDonald, 2009) skizziert das Modell im Wesentlichen drei Phasen der Entwicklung von digitalisierungsbezogenen Lehrkompetenzen:  
In den frühen Phasen der Kompetenzentwicklung können Rollenmodelle helfen, die ersten Schritte zum Erwerb digitalisierungsbezogener Lehrkompetenzen zu bewältigen (Tondeur, van Braak, Sang, Voogt, Fisser, & Ottenbreit-Leftwich, 2012). Dies kann durch videobasierte Good-Practice-Beispiele geschehen, in denen Strategien für die erfolgreiche Integration von Technologien im Unterricht demonstriert und von den angehenden Lehrkräften beobachtet werden können (Howard, Tondeur, Ma, & Yang, 2021; Seidel, Blomberg & Renkl, 2013; Van Gog, Verveer, & Verveer, 2014; Wekerle & Kollar, 2021). Durch videobasierte Good-Practice-Beispiele kann somit eine schrittweise Heranführung an einen Lerninhalt erfolgen, etwa indem nicht nur die einzelnen Lösungsschritte nacheinander modelliert werden, sondern auch eine finale Lösung einer Frage- oder Problemstellung bereitgestellt wird (Renkl, 2014). Beispielsweise kann in einem Good-Practice-Video schrittweise demonstriert werden, wie eine erfahrene Lehrkraft eine Lernumgebung für den Biologieunterricht entwickelt, in der eine App zur Pflanzenbestimmung einsetzt werden soll, damit die Schüler/innen die botanische Artenvielfalt eines mitteleuropäischen Waldes in Hinblick auf Klimaveränderungen analysieren können. Durch die Bereitstellung eines Good-Practice-Beispiels kann darüber hinaus die kognitive Belastung durch lernirrelevante Inhalte reduziert werden. Je nach Lernstand und Vorwissen der angehenden Lehrkräfte können Lösungswege auch schrittweise ausgeblendet werden, um das Gelernte zu elaborieren und auf ähnliche Situationen übertragen zu können („Fading“, Collins, Brown, & Newman, 1989). 
Im Zentrum der zweiten Phase der Entwicklung von digitalisierungsbezogenen Lehrkompetenzen steht die Umsetzung von design-practices (Backfisch, Lachner, Hische, Loose, & Scheiter, 2020; Hsu & Lin, 2020), wie der Planung einer technologieunterstützten Unterrichtseinheit. Das Planen von Unterricht ist grundlegende Praxis für erfolgreiches Unterrichten (König & Rothland, 2022) und wird im hier beschriebenen Rahmenmodell als eine kognitive Aufgabe angesehen, bei der angehende Lehrkräfte das zuvor aus Good-Practice-Beispielen erworbene Wissen in die Praxis der Integration von Technologien in den (Fach-)Unterricht übertragen (Bromme & Seeger, 1979; Rothland, 2022). Die Herausforderung ist dabei, auch situationsspezifische Besonderheiten der Praxis zu berücksichtigen, wie etwa Vorgaben aus den Bildungsplänen oder das Vorwissen der Schüler/innen. Zudem sollte die Integration von Technologien in den Unterrichtsplan nicht zum Selbstzweck erfolgen, sondern (fach-)didaktisch begründet werden, z. B.  mit Bezug auf konkrete fachspezifische Lernziele, ausgewählte Inhalte oder den Aspekten zur Verbesserung der Unterrichtsqualität (d.h. kognitive Aktivierung, instruktionale Unterstützung, Klassenführung; Stürmer & Lachner, 2017; Zhu & Urhahne, 2018). Insofern werden beim Erstellen von Unterrichtsplänen auch, wie oben im TPACK-Modell beschrieben, das technologisch-pädagogische Wissen, das technologiebezogene Fachwissen und das technologiebezogene fachdidaktische Wissen adressiert.  
In der dritten Phase der Entwicklung von digitalisierungsbezogenen Lehrkompetenzen wird auf die praxisorientierte, authentische Erfahrung fokussiert. Die entwickelten Unterrichtspläne aus der zweiten Phase werden in der dritten Phase von den angehenden Lehrkräften in Live-Rollenspielen erprobt. Dies ermöglicht es ihnen, komplexe Unterrichtshandlungen aufgeschlüsselt zu erfassen und kontinuierlich zu wiederholen (Seidel & Stürmer, 2014). Werden die Microteachings zusätzlich videografiert, wird eine spätere Analyse der Unterrichtshandlungen und Anforderungssituationen begünstigt. Einzelne Videosequenzen können wiederholt und mit angepasster Geschwindigkeit betrachtet werden, so dass das Unterrichtshandeln aus verschiedenen Perspektiven (z. B. technologisch-pädagogische Perspektive) bewertet werden kann (Seidel & Thiel, 2017).  
Die Förderung von digitalisierungsbezogenen Lehrkompetenzen erfolgt über die drei Phasen hinweg mit einer steigenden Komplexität der Lernprozesse und einer schrittweisen Annäherung and die Praxis der Technologieintegration in den (Fach-)Unterricht. Angereichert werden die Lernphasen zusätzlich durch unterschiedliche Reflexionstrategien (siehe Abbildung 1). Beim Lernen mit videobasierten Beispielen werden Selbsterklärungen erstellt, um die Lerninhalte aus den videobasierten Good-Practice-Beispielen besser mit dem Vorwissen zu verknüpfen und somit die Informationen aus dem Video elaborierter zu verarbeiten. Während der Planung einer Unterrichtseinheit erhalten die angehenden Lehrkräfte formatives Feedback von den Dozierenden. Nicht nur die angehenden Lehrkräfte selbst erhalten somit eine Rückmeldung auf die aktuelle Entwicklung ihrer Unterrichtspläne und können bisher angewendete Lernstrategien adaptieren. Auch die Dozierenden gewinnen einen Überblick über den Lernstand und können bei Bedarf angemessene Instruktionen und Hilfestellungen geben (Cho & MacArthur, 2010; Sibley et al., 2023). Eine zentrale Komponente der dritten Phase ist das Geben von Peerfeedback auf die Microteachings, durch das die angehenden Lehrkräfte angeregt werden sollen, sowohl ihr eigenes unterrichtsmethodisches Handeln als auch das der Anderen zu beobachten und zu bewerten (Cho & MacArthur, 2010; Kleinknecht & Gröschner, 2016; Seidel & Stürmer, 2014). Das Geben von Peerfeedback kann somit die Wahrnehmung bestimmter Potentiale der Technologie, die das Lernen von Schüler/innen kritisch beeinflussen, sowie die reflektierte Auseinandersetzung in fachspezifischen Kontexten fördern.
Abbildung 1 Rahmenmodell zur Förderung digitalisierungsbezogenen Professionswissens bei angehenden Lehrkräften (Adaptiert nach Franke et al., 2020)
Das Entwicklungs- und Forschungsprojekt TPACK 4.0 hatte sich zum Ziel gesetzt, fachspezifische digitalisierungsbezogene Lehrkompetenzen bei angehenden Lehrkräften zu fördern. Aufbauend auf der Entwicklung des Förderansatzes (Abbildung 1) wurden in gemeinsamer Zusammenarbeit von Vertreter/innen der Fachdidaktiken und der Bildungswissenschaften an der Universität Tübingen Basis-Lernmodule für die Fächer Biologie, Mathematik, Deutsch, Englisch, Philosophie und Sport entwickelt und in der Lehrkräftebildung am Standort Tübingen curricular verankert. Hierzu wurden theoretische Grundlagen mit Praxisphasen (Unterrichtsplanung, Micro-Teachings) verschränkt. Zentrale Bestandteile der Basis-Lernmodule war (1) eine onlinebasierte Selbstlernphase. Hier erwarben die teilnehmenden angehenden Lehrkräfte Wissen über grundlegende, fachübergreifende als auch fachspezifische Theorien und empirische Befunde zum lernförderlichen Einsatz von digitalen Technologien im Fachunterricht. Die Vermittlung der Wissenselemente erfolgte in der Selbstlernphase über ein onlinebasiertes Lernmodul und die Bereitstellung von videobasierten Good-Practice-Beispielen zum Einsatz digitaler Technologien im Fachunterricht sowie interaktiven Aufgaben und Selbsterklärungen. Auf Basis des erworbenen Wissens aus der Selbstlernphase wurden in einer (2) praxisorientierten Präsenzphase (Umfang: 3 Seminareinheiten) authentische, fachbezogene Unterrichtspläne entwickelt und in Microteachings erprobt. Bei der Entwicklung der Unterrichtspläne sollte dabei nicht nur Bezug auf die jeweiligen Bildungspläne der Fächer genommen, sondern auch adaptive Unterrichtsprinzipien berücksichtigt werden. Beispielweise konnte ein Unterrichtsplan bzw. ein Microteaching im Fach Biologie den Einsatz von Simulationen bei der Durchführung eines Experiments beinhalten (Bezug Bildungsplan: Erkenntnisgewinnung). Um zu prüfen, welches Vorwissen die Schüler/innen zum Experimentieren mitbringen, wurden Audience-Response-Systemen zu Beginn der Unterrichtsstunde eingesetzt, die dabei halfen zu überprüfen, ob der Vorgang der Hypothesenerstellung von allen Schüler/innen verstanden wurde (Bezug Adaptive Unterrichtsprinzipien: Formative Diagnose). Die Basis-Lernmodule wurden schließlich mit einer wiederum onlinebasierten Peer-Feedback-Phase abgeschlossen, in der die angehenden Lehrkräfte die Microteachings ihrer Kommiliton/innen beobachteten und bewerteten. Das Peerfeedback wurde anhand der Videoannotationssoftware livefeedback+ durchgeführt, die es den Lehramtsstudierenden ermöglichte, die Videos in eigenem Tempo abzuspielen und sequenziell zu kommentieren bzw. zu rekommentieren. Zur Unterstützung des Peerfeedbacks erhielten die Lehramtsstudierenden Leitfragen, anhand derer die im Video gezeigten Unterrichtsszenen gezielt auf Aspekte der Verbesserung der Unterrichtsqualität (kognitive Aktivierung, instruktionale Unterstützung und Klassenführung) sowie den lernförderlichen Effekt der gewählten Technologien hin analysiert werden sollten. Diese Unterstützungsmaßnahme half den Lehramtsstudierenden, ein tieferes Verständnis von schulischen Lehr-Lernsituationen zu erlangen und die fachspezifischen, digitalisierungsbezogenen Anforderungen an ihre Rolle als (Fach-)Lehrkraft besser zu verstehen.
Am Beispiel des Basis-Lernmoduls für das Fach Philosophie soll genauer verdeutlicht werden, welche Inhalte vermittelt wurden.
In der onlinebasierten Selbstlerneinheit des Basis-Lernmoduls wurde auf der Grundlage von lehr-lerntheoretischen Modellen und Theorien zur Unterrichtsqualität und zur Nutzung von digitalen Technologien die fachdidaktische Heranführung an das Lehren und Lernen mit digitalen Medien im Philosophieunterricht vermittelt. Dazu wurden Texte bereitgestellt, die die Prinzipien der Problem-, Kompetenz- und Produktorientierung im Kontext von Technologieintegration in den Philosophieunterricht thematisieren (Nida-Rümelin, Spiegel, & Tiedemann, 2017). Für die Bereiche der Problem- und Kompetenzorientierung wurden Lernwerkzeuge vorgestellt, die bei der Analyse von kanonischen Texten herangezogen werden können, um Argumente und Lösungen anderer philosophischer Denker/innen zu ergründen und diese mit eigenen Ideen abzugleichen. Beispielhaft wurde das Bereitstellen von Verweisen in Hypertexten als digitales Lernwerkzeuge genannt, das die Schüler/innen bei der Bearbeitung von komplexen Texten unterstützen sollen. Darüber hinaus wurden z. B. Etherpads oder ZUMpads genannt, die eine simultane Bearbeitung von Texten erlauben und es den Schüler/innen ermöglichen, Argumentationslinien und rhetorische Gestaltungsmittel zu identifizieren und zu analysieren. Für den Bereich der Produktorientierung im Philosophieunterricht wurde anhand der bereitgestellten Texte die Eigenaktivität der Schüler/innen beim Erstellen von medialen Produkten im Philosophieunterricht in den Fokus gerückt. Es wurde gezeigt, dass beispielsweise philosophische Originaltexte durch digitale Visualisierungen (z. B. Comics, Poster, Plakate, Karikaturen) erweitert oder multimediale Produkte, wie Präsentationen, Websites, Weblogs, Wikipedia-Einträge, Podcasts, Videoclips oder Ebooks entweder individuell oder in Kleingruppen zu philosophischen Texten und Schriften erstellt werden können. Zudem wurde in der Selbstlerneinheit auf adaptive Unterstützungsmaßnahmen eingegangen, das heißt auf die formative Diagnose mit digitalen Technologien sowie die individuelle technologiegestützte Hilfestellung auf der Makro- und auf der Mikroebene. Die Selbstlerneinheit wurde darüber hinaus angereichert mit mehreren Selbsterklärungsaufgaben, die die angehenden Lehrkräfte dazu anregen sollten, das Gelernte in eigenen Worten wieder zu geben und eigene Beispiele zu finden. Abschließend wurden videobasierte Good-Practice-Beispiele bereitgestellt, anhand derer das Erstellen von Erklärvideos und der Einsatz von digitalen Spielen im Philosophieunterricht schrittweise erläutert wurde. Die Videos wurden zusätzlich mit interaktiven Multiple-Choice-Fragen angereichert. Der zweite Teil des Basis-Lernmoduls umfasste eine dreistündige (3x 90 Minuten) praxisorientierte Präsenzphase, in der die angehenden Lehrkräfte jeweils in Gruppen einen technologiegestützten Unterrichtsplan zu ethischen und philosophischen Fragestellungen (z.B. soziales und gesellschaftliches Wertesystem; Trolley-Dilemma) entwerfen sollten. Zur Unterstützung der Unterrichtsplanung wurde eine schematische Vorlage bereitgestellt, in die Notizen zur Grobplanung (z. B. Lehr-Lernziele, Zielgruppe, didaktische Verfahren) und zur Feinplanung (z. B. gewählte Arbeits- und Sozialform, gewählte digitale Technologien) gemacht werden konnten. Zusätzlich wurden die angehenden Lehrkräfte aufgefordert, die gewählten Methoden (fach-)didaktisch zu begründen. Nach einer Überarbeitungsphase der Unterrichtspläne wurden diese schließlich ausschnittsweise in Microteachings erprobt. Die Microteachings wurden videografiert und anschließend von den angehenden Lehrkräften gegenseitig in einer Peerfeedback-Phase in Hinblick auf die Prinzipien der Unterrichtsqualität (kognitive Aktivierung, instruktionale Unterstützung, Klassenführung) sowie den fachspezifischen Technologie-Einsatz analysiert und bewertet.
Um die Effektivität der sechs Basis-Lernmodule zu überprüfen, wurde im Rahmen des TPACK 4.0 Projekts eine Begleitevaluation mit quasi-experimentellem Prä-Posttest-Design und Kontrollgruppe durchgeführt. Die angehenden Lehrkräfte beantworteten dabei sowohl einen onlinebasierten, jeweils auf das Fach zugeschnittenen TPACK-Wissenstest, als auch Fragen zur Einstellung (wahrgenommene Nützlichkeit) und Motivation (wahrgenommene Selbstwirksamkeit) gegenüber der Nutzung digitaler Technologien im Fachunterricht. Die Ergebnisse der Evaluation zeigten, dass diejenigen angehenden Lehrkräfte, die die Basis-Lernmodulen durchlaufen hatten, ein höheres technologiebezogenes fachdidaktisches Wissen (TPACK; siehe Punkt 1) als die Kontrollgruppe aufwiesen. Das technologisch-Pädagogische Wissen (TPK) jedoch verbesserte sich nicht durch die Teilnahme an den Basis-Lernmodulen. Es wird vermutet, dass es aufgrund der speziell entwickelten fachspezifischen Basis-Lernmodule für die angehenden Lehrkräfte schwierig war, ihr fachspezifisches Wissen auf generische Unterrichtssituationen zu übertragen. In Bezug auf die Motivation zeigte sich, dass die Teilnahme an den Basis-Lernmodulen einen positiven Effekt auf die Selbstwirksamkeit hatte, da dieser für die angehenden Lehrkräfte, die an den Basis-Lernmodulen teilnahmen, größer ausfiel als für die Kontrollgruppe. In Hinblick auf die Einstellung der angehenden Lehrkräfte, das heißt deren wahrgenommene Nützlichkeit digitaler Technologien im Fachunterricht, konnten keine signifikanten Effekte der Teilnahme an den Basis-Lernmodulen festgestellt werden. Eine Erklärung für dieses Ergebnis wurde darin gesehen, dass die angehenden Lehrkräfte bereits zu Beginn der Durchführung der Basis-Lernmodule eine ausgeprägt positive Einstellung gegenüber der Nützlichkeit von digitalen Technologien im Fachunterricht zeigten.
Über die Evaluation hinaus wurden alle sechs Basis-Lernmodule einschließlich der videobasierten Good-Practice-Beispiele als OER-Materialien für die weitere Nutzung bereitgestellt.  
Ziel des TPACK 4.0-Projekts war, fachspezifische digitalisierungsbezogene Lehrkompetenzen (i. S. des technologiebezogenen fachdidaktischen Wissens (TPACK)) bei angehenden Lehrkräften zu fördern. Um dies zu bewerkstelligen, wurde in interdisziplinären Arbeitsgruppen aus Fachdidaktiker/innen und Bildungswissenschaftler/innen ein Förderansatz konzipiert und sechs fachspezifische Basis-Lernmodule (Biologie, Mathematik, Deutsch, Englisch, Sport, Philosophie) zur Umsetzung des Förderansatzes entwickelt und in der Lehrkräftebildung an der Universität Tübingen integriert. Im Zuge der Bearbeitung der Basis-Lernmodule setzten sich die angehenden Lehrkräfte mit den Anforderungen an ihre Rolle als zukünftige (Fach-)Lehrkraft in heterogenen Lernumgebungen auseinander und erweiterten ihre fachspezifischen digitalisierungsbezogenen Lehrkompetenzen in Bezug auf die Planung, Gestaltung, Durchführung und Reflexion eines technologiegestützten, adaptiven Fachunterrichts. Die sechs fachspezifischen Basis-Lernmodule sowie die jeweils bereitgestellten fachbezogenen Good-Practice-Beispiele stehen für die weitere Verwendung als OER-Materialien zur Verfügung.  
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