Männliche Perspektiven (1)

Der Schuhkauf

Warum kann sich die Mode nicht nach den Wünschen der Konsumentinnen richten?, fragt Stefan Diaz Sanchez. Eine Frage, die so nur ein Mann stellen kann.

Nach Stunden waren endlich die zum Rock passenden Stiefel gefunden

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"Schuhe kaufen", sagt meine Bekannte Kerstin, als ich sie in der Innenstadt treffe. Auf meine Frage, was für welche sie denn wolle, erzählt sie mir von einem Rock, den sie in einem Laden gesehen hat, und zu dem sie unbedingt ein Paar schwarze Stiefel braucht.
Also schnell rein in das erstbeste Schuhgeschäft, zwei, drei Paar anprobiert – dann ist klar, dass Kerstin wohl Pech hat. Sämtliche Stiefel haben, der aktuellen Mode folgend, weite Schäfte, in die man bequem die Hose hinein stecken kann. Folglich zum Rock total ungeeignet.
Schnell weiter zum nächsten Geschäft, einem Laden für Designerschuhe. Hier gibt es sogar ein eng anliegendes Paar – für 200 Euro!
Also schnell raus und rein ins nächste Geschäft, gleich nebenan. Auch hier das Gleiche: Alle oben zu weit. Bis mein Blick auf einen Stapel Kartons in der Ecke fällt: "Hey, was ist mit denen?" Kerstin probiert die Stiefel an, und sagt: "Ja, die sind ganz in Ordnung, aber der Absatz gefällt mir nicht."
Ganz überzeugt ist sie also nicht, und deshalb setzten wir erst mal unsere Tour durch die Schuhgeschäfte fort. Von einem zum nächsten, vom nächsten zum anderen. Überall das gleiche Bild: Eine große Auswahl an Stiefeln, aber alle mit zu weiten Schäften. Oder in der falschen Farbe. Oder zu spitz. Oder... Warum kann sich die Mode nicht nach den Wünschen der Konsumentinnen richten?
Ziemlich entnervt kommen wir nach knapp zwei Stunden wieder am oberen Ende der Fußgängerzone an. Dort entscheiden wir uns, zu dem Laden zurückzukehren, in dem es das einzige Paar gab, das in Ordnung war. Der Weg dorthin führt uns an einer Filiale des großen Schuhhändlers mit dem „D“ vorbei, den wir zuvor umgangen haben. Aus Gründen der Vollständigkeit zerre ich nun meine Bekannte, die eigentlich resigniert vorbei will, in das Geschäft hinein. Nach kurzem Suchen entdeckt sie dort ein Par Stiefel, das ihr zu gefallen scheint. Beim Anprobieren stellt sich heraus, dass sie exakt passen. Auch die Schäfte sind eng genug. Perfekt!
Nachdem Kerstin bezahlt hat, teile ich ihr mit, dass ich ebenfalls ein paar neue Schuhe brauche. Nach kurzem Protest kommt sie mit mir zu dem Schuhgeschäft in einer Seitengasse, bei dem ich schon meine fünf letzten Paar Schuhe gekauft habe. Wir treten ein. Ich sehe ein Paar Turnschuhe. Anprobieren. Passt. Schnell noch bezahlen. Nach weniger als fünf Minuten sind wir wieder draußen.
"So, jetzt noch den Rock kaufen", sagt Kerstin.

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