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Meldungen Umwelt
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Treibhausgas im Meeresboden speichern

Küste, Foto: Graser

Der Treibhauseffekt könnte möglicherweise durch die Speicherung von Kohlenstoffdioxid (CO2) im Meeresboden eingedämmt werden. Sequestrierung heißt das Verfahren, bei dem CO2 zum Beispiel aus den Abgasen eines Kohlekraftwerks abgeschieden und dann mit Druck in den Meeresboden gepresst wird. Weitere Lagerungsmöglichkeiten sind leere Öl- und Gasfelder oder Gesteinsschichten im Erdboden. Ein groß angelegter Versuch läuft zur Zeit in Norwegen: Dort wird CO2 in eine 1000 Meter unter dem Meeresboden liegende Sandsteinschicht mit besonders hoher Speicherungskapazität gepresst. Mit den möglichen Folgen der Speicherung befasst sich nun ein vom Umweltbundesamt initiiertes interdisziplinäres Projekt. Unter der Leitung des Rechtswissenschaftlers Professor Dr. Peter-Tobias Stoll von der Universität Göttingen wird es ein Jahr lang der Frage nachgehen, ob und wie die CO2-Speicherung im internationalen See- und Umweltrecht geregelt werden kann und wer bei Leckagen haften soll. Außerdem soll geklärt werden, wem die Speicherung des Treibhausgases im Rahmen des so genannten Emissionshandels auf deutscher, europäischer und internationaler Ebene gutgeschrieben wird. "Unklar ist auch, wie sich das Gas unter hohem Druck und anderen Temperaturen langfristig verhält und welche ökologischen Folgen Leckagen haben können", so Prof. Stoll. Denn CO2 wirkt in hoher Konzentration toxisch und kann für Meerestiere tödlich sein. Das Umweltbundesamt geht bislang davon aus, dass die Sequestrierung von CO2 eine Übergangslösung auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung ist. Nach seinen Berechnungen reichen die Speicherkapazitäten in Deutschland für 40 bis maximal 130 Jahre. Celia Eisele


Zu Tode geblüht

Eine spektakuläre Riesenpalme wurde auf Madagaskar entdeckt. Botaniker John Dransfield beschrieb „Tahina spectabilis“ erstmals in der Januar-Ausgabe des Botanical Journal of the Linnean Society. Die neue Palmenart ist mit bis zu 20 Metern die größte auf Madagaskar und bildet Palmwedel mit bis zu fünf Metern Durchmesser. Entdeckt wurde sie jedoch aufgrund ihrer ungewöhnlichen Fortpflanzungsart. Nach einigen Jahrzehnten des Wachstums bildet sie einen riesigen Blütenstand mit bis zu hundert Einzelblüten aus, die vor Nektar nur so triefen und sich nach der Befruchtung zu olivenähnlichen Früchten entwickeln. Die Pflanze verbraucht dazu jedoch ihre gesamten Nährstoffreserven und geht nach der Vermehrung zu Grunde. Da die Palme hohe Anforderungen an ihren Wuchsort stellt, konnten nur etwa hundert Exemplare in einem eng begrenzten Gebiet gefunden werden, dazu einige etwa einjährige Jungpflanzen. Die Royal Botanical Gardens und die Millenium Seed Bank arbeiten daher zusammen, um durch den Verkauf von Samen an botanische Gärten den Schutz und die Verbreitung von Tahina spectabilis zu garantieren. Mareike Schwab


Kaiserpinguine – die Weltmeister unter den Tauchern

Kaiserpinguine in der Antarktis verbrauchen bei ihren mehr als sechs Minuten andauernden Tauchgängen in bis zu 150 Metern Tiefe fast die gesamten Sauerstoffreserven des Körpers. Vergleichbar niedrige Sauerstoffkonzentrationen in der Lunge und vor allem im Blut wurden bisher bei keiner anderen Vogelart gefunden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschergruppe um Paul Ponganis vom Ozeanographischen Institut der Universität von Kalifornien in San Diego. Die Wissenschaftler analysierten mehr als 130 Tauchgänge von Kaiserpinguinen in Bezug auf Dauer, Tauchtiefe und Sauerstoffgehalt im Blut. Unbekannt ist allerdings, was genau Kaiserpinguinen ermöglicht, solch außergewöhnliche Leistungen zu erbringen. Eine mögliche Erklärung könnte eine besondere Form des sauerstofftransportierenden Blutfarbstoffes Hämoglobin sein. Hannah Birke


Hirse im Tank

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Ein amerikanisches Süßgras könnte auch in Deutschland für bezahlbaren Biotreibstoff sorgen. Langjährige Tests des Agrarwissenschaftlers Marty Schmer und seiner Kollegen von der Universität Nebraska zeigen, dass Rutenhirse mehr als fünfmal so viel Energie produziert, wie für den Anbau aufgewandt werden muss. Aus den Pflanzenbestandteilen lässt sich sehr leicht Zucker gewinnen, der dann zu Bioethanol fermentiert wird. Die dazu benötigten Bioraffinerien werden mit den holzigen Pflanzenteilen, die nicht zur Zuckerherstellung verwendet werden, befeuert. Es wird also keine Fremdenergie benötigt wie bei anderen biologischen Rohstoffen. Ein weiterer Grund für die positive Energiebilanz der Rutenhirse ist die Tatsache, dass die Pflanze mehrjährig ist, also nicht jedes Jahr erneut auf den Feldern ausgebracht werden muss. Ein zusätzlicher Pluspunkt des Hirseanbaus ist die Verminderung des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre, da Hirse mehr CO2 fixiert als andere Pflanzen. Grundsätzlich können einige Süßgrassorten auch in Europa angebaut werden, zur Energiebilanz beim Anbau in Deutschland gibt es allerdings noch keine Studien. Mareike Schwab


Gruppendynamik bei Kakerlaken

Kleine Roboter-Kakerlaken können das Verhalten einer natürlichen Kakerlaken-Gruppe beeinflussen. Dies fand eine belgische Forschergruppe um José Halloy von der Université Libre in Brüssel kürzlich heraus. Sie besprühten die künstlichen Kakerlaken mit einem spezifischen Duftstoff und programmierten sie mit für Kakerlaken natürlichen Verhaltensweisen, wie zum Beispiel der Flucht in die Dunkelheit. Die Roboter-Kakerlaken wurden von der Gruppe der natürlichen Kakerlaken akzeptiert und folgten diesen bei Flucht in eine dunkle Ecke. Wurde die Programmierung allerdings zu der Flucht in helle Ecken geändert, konnten die Roboter-Kakerlaken durch ihr abweichendes Verhalten die gesamte Gruppe umleiten. Anja Smykowski


Mit Geduld und Spucke

...fängt man eine Mucke: Tropische Schützenfische haben eine besondere Methode, Insekten aus der Luft zu fangen. Sie beschießen ihre Beute mit einem bis zu zwei Meter reichenden Wasserstahl. Die Zoologen Stefan Schuster und Thomas Schlegel von der Universität Erlangen-Nürnberg haben in zahlreichen Versuchen die neuronalen Grundlagen der Jagdmethode erforscht. In einem kleinen Schaltkreis von Gehirnzellen, dessen Berechnungen möglicherweise schon auf der Netzhaut beginnen, werden Informationen über de Fallbewegung der Insekten verarbeitet. Im Bruchteil einer Sekunde müssen die Fische entscheiden, an welcher Stelle das getroffene Insekt auf die Wasseroberfläche fallen wird und so den kürzesten Weg zu ihrer Beute berechnen. Die Forscher veröffentlichten ihre erstaunlichen Ergebnisse im Januar 2008 in der Fachzeitschrift Science. Sara Bangert


Elefanten: Großartige Riecher

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Elefanten sind in der Lage, den Aufenthaltsort ihrer Verwandten auf einer inneren Landkarte zu bestimmen – und sie nutzen dafür ihren Geruchssinn. Dies fand eine Wissenschaftlergruppe um den Verhaltensforscher Richard Byrne von der St. Andrews Universität in Schottland bei Studien im Amboseli-Nationalpark in Kenia heraus. Zu ihren Ergebnissen kamen die Wissenschaftler, indem sie Elefanten mit Urinproben verschiedener weiblicher Verwandter konfrontierten. Rochen die Elefanten den Urin eines Familienmitgliedes, das sie eigentlich hinter sich wähnten, reagierten sie verdutzt. Nach Aussagen Byrnes sind die Tiere in der Lage, den Aufenthaltsort von bis zu 30 Verwandten per Nase zu bestimmen. Elefanten bilden in freier Wildbahn je nach Nahrungsangebot kleinere oder größere Herden, so dass sich die Mitglieder einer Familie nicht immer im gleichen Gebiet aufhalten. Hannah Birke


Tierische Liebesbeweise

Auch Delphinmännchen machen sich für ihre Angebetete hübsch. Vera da Silva vom National Institute of Amazonian Research in Manaus, Brasilien, beobachtete zusammen mit Forscherkollegen im Amazonasgebiet drei Jahre lang insgesamt über 6000 Gruppen von Flussdelphinen. In vielen Gruppen trugen einzelne Tiere größere Gegenstände wie Algenbüschel, Stöcke oder auch Lehmklumpen im Maul herum. Was anfänglich für das Spiel von Jungtieren gehalten wurde, erwies sich als typisches Balzverhalten. Denn die Geschmückten waren immer ranghohe Männchen, die ein sehr aggressives Verhalten gegenüber anderen Männchen an den Tag legten, wie es beim Konkurrenzkampf üblich ist. Zusätzlich ergaben Genanalysen, dass die Kuriere die meisten Nachkommen in ihrer Gruppe zeugten. Delphinweibchen lassen sich also mit einem Algenbüschel ebenso beeindrucken wie Frauen mit einem Rosenstrauß. Bisher wurde ein solches Werbeverhalten nur beim Menschen und bei Affenarten beobachtet. Mareike Schwab



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